Helmut Kohl bleibt nichts erspart
von unserem Korrespondenten Hans Verbeek
Berlin, 8. März 2000
Don Kohleone-CD
Der frühere deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl muß für die finanziellen
Skandale büßen, die er verursacht hat. Es kostet ihn nicht nur Geld,
sondern auch viel Respekt bei der Bevölkerung. Der letzte Schrei ist
eine CD, auf der Kohl in Hörspielform als Mafiaboß dargestellt wird.
Helmut Kohl bleibt so ziemlich gar nichts erspart. Seine Partei, die
CDU, will nichts mehr mit ihm zu tun haben, und seine früheren Freunde
haben ihn im Stich gelassen. Der vielgeplagte und inzwischen total
isolierte "Kanzler der deutschen Einheit" war in den letzten Tagen
bereits das zentrale Thema zahlloser Karnevalszüge in Deutschland. Auf
vielen Prunkwagen waren Puppen mit der stattlichen Gestalt Kohls zu
sehen, der kräftig mit Falschgeld um sich warf.
Don Kohleone
Und nun liegt in deutschen Plattenläden eine CD aus, auf der Kohls
frühere Mafiaähnliche Praktiken an den Pranger gestellt werden.
Geldsammlungsaktionen von Don Kohleone werden geschildert und lächerlich
gemacht. Auf der rund eine Stunde dauernden CD kommen zahllose
Berühmtheiten zu Wort, die allesamt Geld bei Don Kohleone abliefern. Von
Steffi Graf bis Pippi Langstrumpf, von Bill Gates bis Michael Jackson.
Auch unser Rudi Carrell ist dabei. Die CD ist eine Initiative
verschiedener deutscher Rundfunksender, die in den vergangenen Wochen
eine Kurzhörspielserie über die finsteren Praktiken von Kohl gesendet
haben.
Kollekte
Und was macht Kohl selbst in der Zwischenzeit? Seit letzter Woche ist
klar, daß er erneut bei seinen Freunden in der Wirtschaft und auf dem
kulturellen Sektor Geld sammelt. Das Geld ist dazu bestimmt, einen Teil
der Strafgelder zu bezahlen, die die CDU aufbringen muß, weil Kohl die
Namen der alten Geldspender weiterhin verschweigt. Und das ist und
bleibt verboten.
Sechs Millionen Mark soll der frühere Kanzler bei seiner neuen Kollekte
bereits verdient haben. Seine heutigen Sponsoren, die diesesmal mit Vor- und
Nachnamen genannt werden, scheinen vor allem aus Mitleid heraus zu
handeln. Einer der heutigen Spender ist der 81jährige Berliner
Filmproduzent Arthur Brauner, der sich beteiligt, weil - wie er sagt -
"Die Hetzjagd auf Helmut Kohl" ihn an die Nazi-Zeit erinnert, in der
auch gegen berühmte Persönlichkeiten gehetzt wurde.
Opferrolle
Durch seine erneute Spendenaktion gelingt es Kohl auf wunderbare Weise,
sich selbst in die Opferrolle hineinzudrängen und einiges an Respekt
zurückzugewinnen. Ermutigt durch die größer werdende Anzahl von
Sympathiebekundungen scheint Kohl die Zeit für reif zu erachten, seine
Rückkehr in den Bundestag anzukündigen. Am 17. März will er zum
erstenmal seit vier Monaten wieder im deutschen Parlament erscheinen, um
den Feierlichkeiten zum zehnten Jahrestag der ersten freien Wahlen in
der DDR beizuwohnen. Kohl muß dann allerdings mit einem Platz in den
hinteren Fraktionsreihen vorlieb nehmen. Seinen festen Platz in der
zweiten Reihe hat er inzwischen verloren.
© 2000, Radio Nederland Wereltomröp
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